Fellows oder Fell-los: Giacomo erklärt

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Hallo zusammen,

wir müssen reden. Oder vielmehr, ihr müsst lesen.

Ich möchte euch einmal den Unterschied zwischen den Begriffen „fellows“ und „Fell-los“ erklären, da diese aufgrund des gleichen Klanges sehr leicht verwechselt werden könnten, aber in Kaninchenkreisen vollkommen verschiedene Bedeutungen haben.

Also aufgepasst: meine fellows das sind Gimli und Penny. Fellows bedeutet so viel wie Kameraden, Kumpels und manchmal auch Leidensgenossen (insbesondere wenn wir alle drei, wie erst kürzlich geschehen, zum Tierarzt geschleppt, auf den Rücken gedreht und in den Hintern gepiekt werden).

Meine fellows mag ich. Zumindest meistens. Ich finde es toll wenn Gimli mir die Öhrchen schleckt und ich ihm dafür den Rücken putze. Allerdings finde ich es dabei nicht ganz so toll, wenn dann meine Zunge voller Gimli-Flusen ist. Das ist aber wiederum eher Schuld der Zweibeiner, weil sie ihn nicht ordentlich bürsten.

Und ich mag es, wenn Penny sich neben mich legt und wir gemeinsam in den Himmel und die gegenüberliegenden Zweibeiner-Behausungen schauen. Auch wenn man momentan nicht so viel sieht. Das liegt am ständigen Regen. Übrigens auch Schuld der Zweibeiner. Warum mussten sie unbedingt nach Hamburg ziehen. Jeder weiß doch wieviel es hier regnet.

Und Penny macht mich manchmal ganz wuschig, mit dem ständigen hinsetzen, putzen, wieder hinlegen, dann wieder aufstehen, etwas fressen, erneut hinlegen …. Das mit der Contenance und dem würdevollen Ruhen hat sie noch nicht so richtig drauf. Auch das mit dem würdevollen Fressen muss noch besser werden bei ihr. Sie geht wie ein Staubsauger durchs Futter und zutscht alles ein, so schnell es geht. Kein Wunder, dass die Zweibeiner sie bei diesem Verhalten nicht ernst nehmen und ständig antatschen wollen. Ich für meinen Teil warte immer bis Penny fertig ist, damit ich gesittet und bedächtig essen kann. Ist auch viel besser für die Verdauung. Und mich will auch keiner anfassen, weil ich so ernst und würdevoll bin. Recht so.

Das bringt mich gleich zum nächsten Punkt: „Fell-los“ oder auch „die Fell-losen“ - so bezeichnet man in Kaninchenkreisen die Zweibeiner. Sie haben kein Fell, anders als jedes anständige Kaninchen. Und ich mag sie nicht. Ganz im Gegensatz zu meinen fellows, die ich (meistens) mag.

Die Fell-losen kommen jeden früh und räumen die komplette Inneneinrichtung um. Nur weil sie mal „kurz sauber machen“ wollen. Unsereins darf dann erstmal eine halbe Stunde draußen im Regen sitzen (habe ich schon erwähnt, dass es hier sehr oft regnet?). Penny und Gimli gehen dann immer nach drinnen in das Territorium der Fell-losen. Für mich kommt das nicht infrage. Das wäre absolut unter meiner Würde. Aber wie schon erklärt, Gimli und insbesondere Penny müssen noch viel an sich arbeiten, wenn sie einmal ein ernstzunehmendes Kaninchen werden wollen.

Und wenn das ganze Drama vorbei ist und wieder alles so steht, wie es soll, gibt es endlich etwas zu essen. Und das muss man den Fell-losen lassen - die Buffetauswahl ist meistens sehr gut. Da findet jeder von uns etwas, das ihm schmeckt.

Was aber nach so vielen Jahren Übung als Kaninchen-Servicekraft immer noch nicht funktioniert, ist das pünktliche Servieren des Futters. An fünf Tagen die Woche klappt es gut, da gibt es 7 Uhr Frühstück. Und jedes Mal denke ich, jetzt haben sie die Essenszeiten endlich verinnerlicht. Bis zum sechsten Tag. Da warten wir stundenlang bis sich endlich mal jemand mit dem Essen blicken lässt. Und noch viel schlimmer ist der siebte Tag. Da servieren sie tatsächlich das Frühstück erst wenn wir schon längst schlafen. Und dann wundern sich die Fell-losen noch, dass wir keinen Hunger haben. Unfassbar!

Wenigstens klappt es mit dem Abendbrot etwas besser. In der Regel steht das 20 Uhr frisch geschnitten und gewaschen auf dem Tisch. Außer wenn der männliche Zweibeiner Dienst hat. Dann kommt das Essen immer zu spät. Aber zum Glück bedient er uns nur sehr selten. Gutes Servicepersonal ist schon wirklich schwer zu finden.

Ich hoffe ihr versteht jetzt, warum ich meine fellows viel lieber mag als die, die Fell-los sind. So ähnlich die beiden Begriffe auch klingen, so unterschiedlich ist ihre Bedeutung. Es war mir eine Freude zu eurer Bildung beizutragen.

Bis zum nächsten Mal.

Euer Giacomo